Über Zeilenspringer und Verdummung

Wird die Welt immer dümmer und abgestumpfter? Wenn man sich so umsieht, ist man immer leicht geneigt, schnell Ja dazu zu sagen. Aber wie steht es mit denen, die als Hobby gerne lesen? Mein ganzes Leben lang bin ich davon ausgegangen, dass jemand, der in seiner Freizeit freiwillig und gerne ein gutes Buch liest, ein intelligenter Mensch sein muss. Wer gerne liest, kann nicht scheiße sein! So einfach war das für mich immer.

Aber wenn man sich in diversen Bücherforen und dergleichen umsieht, muss diese Meinung ins Schwanken geraten. Die Leseratten tauschen sich wochenlang über oberflächliche Liebesgeschichten aus.

Sie lernen eine Buchreihe nur durch die Verfilmung in Serienform kennen und fragen nach, ob es sich überhaupt lohnt, die Bücher zu lesen. Gibt´s denn das? Immer, wenn ich Bücher erst bei der Verfilmung bemerkt habe, war mir das peinlich. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie mir durch die Finger geglitten sind. Dass ich sie nicht mehr ganz in Ruhe und privat kennen lernen konnte, bevor die Welt, das Fernsehen, seine Augen auf sie richtete.

Aber am traurigsten finde ich, dass sie sich bei wirklich guten, VIELSCHICHTIGEN Büchern darüber beschweren, dass sie langatmig und streckenweise schwierig seien. Die Autorin solle lieber die Politik und den Krieg raus lassen. Dann bleibt eine Liebesgeschichte übrig. Als ob es davon nicht schon genug geben würde. Und genug Autoren, die regelmäßig neue schreiben, damit es nie langweilig wird.

Aber im Bereich der vielschichtigen, allumfassenden Romane, herrscht Mangel. Da gibt es wenige. Um so teurer sind mir diese wenigen Schätze und ich muss immer so sehr an mir halten, um nicht in der digitalen Öffentlichkeit einer solchen Gruppe mein Maul aufzureißen und für meine Lieblinge zu kämpfen.

Aber wozu das Ganze? Die Mehrheit würde nur genervt die Achseln zucken und sagen: Wenn es dir nicht passt, scroll weiter. Ist ja schön, wenn es dir gefällt, aber ich kann es nicht leiden (wenn ich meinen Kopf beim lesen benutzen muss) und so weiter und so fort. Einige wenige würden es wohl zu ihrem persönlichen Feldzug machen, „PS: Ich liebe dich“ und „Ein ganzes halbes Jahr“ zu schwerer, bedeutsamer Weltliteratur zu erklären. Man kann ja sooo viel daraus lernen. Ja. Bestimmt. Ganz sicher. Ich möchte auch gar nicht sagen, dass diese Bücher schlecht sind. Nur….dass es auch andere gibt, die eine Daseinsberechtigung haben. So wie Liebesgeschichten, braucht es Abenteuer, und Spannung und vielleicht auch manchmal Horror. Und für alle Unentschlossenen – zu denen ich mich oft genug zähle – vielleicht auch mal alles in einem Band.

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